Jennifer

Jazzmusik ist eine kunterbunte Mischung von Farben. Wind sieht transarent silberfarben aus, wenn er bläst, und meine Katze miaut ein Hellblau.

Ich sehe Farben mit Geräuschen, und ich sehe auch Buchstaben und Zahlen in Farbe.

Eigentlich hat jede Zahl und jeder Buchstabe eine Persönlichkeit und ein Geschlecht. Das war mir schon bewusst, als ich sie als Kind gelernt habe. Die Farbe, die sie haben - und ich kann nicht sagen warum - ist immer da.

Wenn ich lese, ob ich einer Geschichte vom Band zuhöre oder Brailleschrift lese - ich bin seit ich neun bin sehbehindert wegen einer Retinaablösung und hatte meine Synästhesie schon vorher - sehe ich Wörter mit ihren Buchstaben: Zum Beispiel, wenn ich das Wortt CAT sehe, dann sehe ich ein hellgelbes C, ein weisses A und ein hellgräulichblaues T. Meine Wörter, sogar wenn ich sie im Gespräch höre, ob ich sie selber spreche oder nicht, sind auch so. Auch die Interpunktion ist farbig: Punte sind dunkelbraun, Ausrufezeichen sind ein ausgeblichenes Grün und meine Kommas sind weiss. Bindestriche sind gelb.

Auch Stimmen haben bestimmte Farbtöne: Männer mit tieferen Stimmen haben haben dunkelbraune Umrisse, und ihre Stimmen sind farblich dazu passend. Frauen mit höheren Stimmen, haben weiße Stimmen und manche haben hellblaue Stimmen mit einem Stich weiß, das hängt vom Tonfall ab. Ältere Leute haben eher gold-braune Stimen, die ein wenig zrknittert sind wie Papiertüten.

Weniger angenehme Momente meiner Synästhesie sind die, wenn Geräusche sehr laut sind, das verstärkt die Farben der Geräusche. Der Staubsauger ist ein Beispiel, und ich hasse die minzfarbene Farbe, die er von sich gibt. Ich mag es auch nicht, wenn das Telefon in meinem Zimmer klingelt, wenn es leise ist, weil dann alles, was ich sehe, eine gewellte weiße Linie ist, bis jeder Ton geendet hat, und es ist sehr hell.

Wenn ich in der Schule Mathematik mache, lenkt es mich manchmal ab, wenn ich die farbigen Zahlen sehe und schnell denken muss. Ich verziehe dann mein Gesicht, wenn ich die Aufgabe im Kopf zu lösen versuche.

Manchmal konnte ich meine Synästhesie benutzen, um mich zu erinnern, wenn auch manchmal nur sehr vage, auf welcher Seite in einem Buch ich aufgehört habe zu lesen, weil ich mich an die bunte Zahl gemerkt hatte.

Aber Musik mag ich. Techno ist tiefrot mit jedem Trommelschlag und Musik aus den 80ern ist besonders leuchtend mit den harten elektronischen Drums und so.

I nehme auch Temparaturunterschiede so wahr. In kalten Räumen wie im Keller sieht es für mich blau aus, je kälter es wird und beige in einem wärmeren oder heißen Raum.

Sogar die Wochentage haben Farben und auch die Monate. April ist ein helleres Pink wie eine Blüte und Samstag ist ein helles Limonengrün, wie bei einer Ampel, aber nicht so leuchtend.

Schmerz ist auch farbig. Je schlimmer der Schmerz, um so pinker ist er. Außerdem ist er durchsichtig.

Jedes Geräusch hat eine Farbe. Vorbeifahrende Autos, eine applaudierende Menge, auch das Kauen von Essen, was ich aber nicht wirklich als Fabre beschreiben kann.

Und das ist, wie ich meine Welt um mich herum als angeborene Synästhetin sehe und wahrnehme.

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